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Freitag, 16. Januar 2015

Katze mal ganz blau

Ich war ja im Straßenverkehrsamt gefangen.
Das ist so ein Satz, mit dem man prinzipiell alles entschuldigen kann.
Jedermann und auch neun von zehn Frauen UND Nazan Eckes(tm) wissen beim Lesen dieser Zeilen sofort:
Straßenverkehrsämter sind neben hausärztlichen Wartezimmern und vollgestopften Mallorca-A320-Airbussen die ganz großen Player im FVVH*.
Weitere Nominierungen nehme ich allerdings gerne prophylaktisch entgegen!

Überlege gerade, ob zwei Wochen Dschungel am End nicht angenehmer gewesen wären, als gefühlte zwei Tage auf der Zulassungstelle.
Hat aber den Nachteil: Bei Ersterem kommste auch wieder ohne Nummernschilder raus.
Und auch generell werde ich den Eindruck nicht los, dass da weitere kontraproduktive Aspekte im Spiel sind.

Macht auch nix - ich war ja mal ein geduldiger Typ.
Das hilft mir zwar heute nicht viel, ist aber eine nette Erinnerung, die unbedingt für die Nachwelt (hallo liebe Enkel; ja, Oppa hatte mal eine artige Vergangenheit!) festgehalten werden muss.
Inzwischen ist meine Geduld strapaziert...merke ich spätestens, als mir das blaue Licht am stillen Örtchen der öffentlichen Einrichtung lustige Flashbacks beschert.
Wer schonmal eine rollige Katze in voller Montur erlebt hat, weiß das vielleicht:
Die sind dann nicht von dieser Welt, eher irgendwo im Hormonhimmel auf der rosa Whiskaswolke der Fleischeslust.
Jenseits von Gut und Böse halt, da können Sie meinen Laptop fragen!
Nach mehreren Etappen von "mein Katzenköpfchen kratze ich nur und ausschließlich höchsterregt an diagonalen 16:9", zeigt der nämlich gern mal so blauen, flackernden Einstich im Displayverhalten.

Ist ja aber auch nett, wenn man in der kalten Fremde inmitten von Beamten und Bekloppten, wenigstens kurz an Zuhause und seine Lieben erinnert wird.
"Doll", denk ich also bei mir, "wo ist denn hier die steile Mietze, dass die auch so geile Lichteffekte haben?!"
Gebe noch schnell zu, die für den eigentlichen Zweck vorgesehene sanitäre Einrichtung ggf. etwas verfehlt zu haben, aber dieses neuartige WC hing eh ungewöhnlich hoch an der Wand und dass diese föhneresken Handtrockner jetzt direkt daneben gedübelt vorzufinden sind, ist zwar nett, aber bitte doch nicht auf Kosten des Papiers!

Ich musste da dann auch schnell wieder raus - dieses Blau gibt einem schon ordentlich was auf die Mütze. Ist nur so ein Eindruck jetzt.
Sehne mich nach dem penetrant quiekigen Gurren meiner rollig-felligen Mitbewohnerin.
Versonnen denke ich daran, wie sie sich zuhause inzwischen durch das Plastikgehäuse des Aldi-Notebooks gerieben haben muss.
Aldi(tm) - auch so ein FVVH*-Kandidat.

Ekstatisches Gekicher und Gegurre vermag mich allerdings jäh aus weiteren gedanklichen Verrenkungen zu holen.
Bleibt aber also beim Thema Rolligkeit:
Hinterm Tresen an der Information - da muss ich hin, das ist mein heiliger Gral - wetteifern zwei nicht mehr ganz so junge Damen um den Titel: ausgelassenste Beamtin der Nation.
Untertitel: Germanys next Fips Asmussen by Elisabeth Koszlowski
Oder besser: Die Entdeckung der Langsamkeit, heute mal in lustich!
Zwei Damen glühen sich an. Die Erklärung, dass sich die Witzischkeit ausschließlich auf die Beziehung verbeamteter Juxraketen untereinander, und unter keinen Umständen auf den bittenden Bürger bezieht, spare ich an dieser Stelle mal ein - naja beinahe.

Den zwei Oppas und selbst dem kleinen Hipster hinter mir in der Warteschlange, die sich noch aus ca. 10 anderen Personen unterschiedlichster Couleur zusammensetzt, merkt man schon am überdeutlichen Seufzen an:
Denen geht bald die Mütze hoch; Der Hipster hat im wahrscheinlichsten Fall eines implodierenden Oppas aber am meisten Glück, die riesige Schutzbrille scheint fest verwachsen.
Auch Mehmet vom Fähnchenhändler Dieselsteif hat heute scheinbar keinen Clown gefrühstückt.
Junge, wenn Du das hier liest, hör in Zukunft lieber nochmal auf Deine Mutter:
Wer morgens ordentlich frühstückt, kann die 20 Aluminium-Nummernschilder auch über einen Zeitraum von 5 Minuten wenigstens etwas elegant unterm Arm behalten und gleichzeitig telefonieren, whatsappen und Taschenbillard spielen!
Das konnte man sich ja kaum mit ansehen.

Diese 20 (in einem Tempo, welches selbst Rudolf-Scharping hektische Schweißperlen auf die Stirn  gezaubert hätte) gestempelte Nummernschilder und unzählige flach gespielte Damen-Irönchen später, darf ich endlich vortreten.
Mit festem Blick lege ich meine Kennzeichen auf den Tresen und zücke überlegen den zugehörigen Passierschein.
Frau Lustig nimmt dennoch kaum Notiz von mir - zu viel Wetteifern um die Spaßbremse 2015 mit Kollegin Lustig der Zweiten, dabei will ich doch nur drei lächerliche Plaketten von dir.
"Also wenn wir so weitermachen, sehe ich schwarz"...hört der ganze Saal sie noch beschwingt flöten...
"Blau", sage ich - "woll'n sie mal blau sehen?
Stehen sie auch auf 16:9, dann reiben Sie mal ihr Köpfchen da am Monitor, Köpfchen in das Display, Poppes in die Höh! Rollig Quieken muss ich ihnen ja nicht mehr beibringen..."

 Habe drei Plaketten irgendwie wohl noch bekommen - eine davon ist braun.
Auch wieder so ne Farbe, mit der ich nix mehr zu tun haben will.

Geduldigst,
Ihr/Euer/

DEIN
MiM










*Fieser Verband der Vorzimmer zur Hölle

Mittwoch, 14. Januar 2015