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Donnerstag, 28. Mai 2015

Cruise-o-rama

1986 war so ein Jahr, da wird sich der ein oder andere Leser
oder manch Leserin, noch dran erinnern können..
Alle Anderen waren noch bei den Engelchen - oder so.
*Das wird ein oder-lastiges Kapitel, fällt mir gerade so auf.

Oder meinen Sie nicht?
Dachte jetzt zuerst weniger an Frankfurt/Oder, aber wenn ich recht überlege, könnte man das Städtchen geographisch geschickt einbinden,
flog doch damals jene von uns Kindern als durch und durch rosa mit einem Hauch giftgrün wahrgenommene Wolke aus dem einst schönen Tschernobyl gen Westen.
Also auch über Frankfurt, oder? Oder Frankfurt/Oder.
Mit meinen 6 Jahren schaute ich noch liebend gerne
Meister Oder und sein Pumuckl, Zwei Nasen tanken Oder,  Asterix und Oderlix,
Michel aus Loderberga, Tom geht rodern und natürlich Biene Maja - das Original.

Aber das "oder"-Gehabe nervt Sie, nicht wahr?
Mich auch, also Arschtritt und raus mit Dir #<$oder.
Schweige sie, aufmümpfige Diven-Konjunktion!

Stelle fest, dass ich jetzt für den Rest des Textes ohne "oder" auskommen muss.
Mein Temperament war auch schonmal berechenbarer.
oh, das ist eigentlich ganz gut.

Aber ich schweife ab!
Wollte ja noch erwähnen, dass die Wolke 1986 natürlich weder rosa, noch giftgrün war.
Man munkelt irgendwas von Leberwurstgrau und - Sie ahnen es - Kackbraun.
RAL 00 wie man in Fachkreisen sagt.
Aber weil wir nicht rausdurften, bleibt es bei den sich hartnäckig haltenden Gerüchten.

Zeiten, in denen man als Kind nicht in den Sandkasten durfte, brennen sich ein.
Tief.
Noch heute spiele ich gerne mit Sand...man kann da so Säcke voll feinstem grauen Pulver untermischen, vermutlich stetes Kompensieren jenes oberflächlich längst vergessenen Förmchen-Matsch-Defizits.
Wenn der Garten vollständig von einer 25cm dicken Betonschicht überzogen ist, wird es Zeit, über einen Umzug nachzudenken.
Und ein neuer Sandhaufen muss auch her.
Überlege, dass dem Verbot draussen zu spielen, damals strikt nachgekommen wurde.
Aber als ich zuletzt meinen Vatter befragte, inwieweit die Möglichkeit bestand,
dass wir seinerzeit fröhlich Möhrchen fein mit Erbsen aus dem heimischen Garten naschten, erntete ich allein verstrahltes Schulterzucken.
"Nicht, dass ich wüsste"....also nicht, dass er wüsste, dass wir die guten "Früchte" hätten verkommen lassen.
Wenn Ihnen jetzt der Satz "DAS erklärt Einiges" auf der Zunge liegt: Lassen Sie's sein!

Denn 1986, darauf wollte ich eigentlich hinaus, klöppelten Hotte und Uwe in Emden zeitgleich wundervolle Kraftfahrzeuge zusammen.
Sie meinen, die Kollegen da wären jetzt auch nur Personen meiner verstrahlten Phantasie?
Schon möglich, die Entscheidung überlasse ich Ihnen mal schön selbst.
Muss mich hier immerhin ohne das "oder" durchschlagen, da ist ein bisschen Teamarbeit gefragt.
Also zusammenreißen, weiterlesen!

Hotte und Uwe jedenfalls, wenn sie nicht gerade in der BILD(tm) blätterten oder Halma mit den Wischerarmen aus der Wühlkiste am Fließband bei Volkswagen spielten, klopften und hämmerten in ihren königsblauen Blaumännern, was es an echten Autos aus Stahl noch zu verdengeln gab.
Heraus kam ein ziemlich eckiges Ka Eff Zett, beliebt bei alt und..
nicht-sehr-viel-jünger-als-alt.
Ja, der Passat war ein Fahrzeug, das bevorzugt Geschichtslehrer, verbeamtete Jung-Väter, Malermeister und ähnlich quirliges Volk kutschierte.
Sagt man mir zumindest heute, wenn ich stets elegant blubbernd mit diesem sprittigen
(ja, spritTig!) 5-Zylinder auf Jemandes Hofeinfahrt einbiege und mich beim Aussteigen überhaupt nicht oberlehrerhaft aus einem Etwas schäle, das damals die Bezeichnung "Sportsitz" trug.
Ich hätte jetzt auch oderlehrerhaft schreiben können, amüsiere mich aber still.

Fast jeder hat schonmal in so einem Modell gesessen, manche sogar darauf..Platz genommen...ach, denken Sie sich was aus!

Muss jetzt auch die Kurve kriegen, in kurzes Schwelgen verfallen, ein bisschen Danke sagen für die Momente des Eintauchens in mein Paralleluniversum.
Also das, was passiert, wenn das Cruisen beginnt und schon auf den ersten Metern höchste Gelassenheit verstrahlt...wenn es plötzlich ein Symbol für die Reise zum Ich gibt und sich Beschleunigung in Entschleunigung von Gedanken, Stress und dieser Autobahn-Hochleistungsgesellschaft verwandelt.
Aber ich werde zu ernst - soll das etwa meine Art sein?!
Danke, oh Du Spießerkarre, wie Du mir beweist, dass aus alt und uncool mein freier  Charakterkopf werden kann.

Denn während Kevin und Justin nun in Emden nicht mehr Halma, sondern Candy-Crush-Saga zocken und nebenbei aktuellste Plastikautos zusammenkleben,
damit das ein oder andere Vertreterlein reibungslos die linke Spur von Hamburg bis nach München reservieren kann, cruise ich endlich (?) des eigenen Weges.
Hey, und die rechte Spur kann Spuren von Rinnen enthalten, kann ich Ihnen sagen!

Wenn mein Cruiser-Kumpel nun in die Werft wandert, muss ich vielleicht auch wieder mitracen, hetzen, mich bedrängeln lassen, Drehzahlorgien veranstalten.
Oder eben nicht....
Verdammt, da isses wieder, das Wort!
Und das ist neu - wer einmal begonnen hat, sich auf seinen persönlichen Weg zum Meer zu machen, der cruised zwar am Besten mit dem kultigen Kameraden, aber Hauptsache: er cruised.

Danke Hotte, danke Uwe, danke Auto.

Strahlendst,
Ihr/Euer/Dein

Mann.im.Meer



P.S.: sollte sich noch ein "oder" im Folgetext auftun oder ein "oder" oder nachgemachtes "oder" jenseits der "oder-Grenze" im Umlauf sein, möge der Finder sich beim Autor melden.
Dem Gewinner winken eine kostenlose Rundfahrt auf dem Schleudersitz oder 10 "oder" in bar.