~

~

Sonntag, 14. Juni 2015

Marmorkuchenpotpourri

Manchmal bin ich auch ein geselliger Typ.
So mag es dann vorkommen, dass ich unumwunden ein paar Kilometer fahre, um gute Freunde zu besuchen oder solche, die es schon immer waren werden wollen -
da machste nix.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ich auf den fluffigsten aller Marmorkuchen eingeladen werden sollte.
Oder vielmehr: Eine arme verzweifelte Gelegenheitsbäckerin aus weit entfernten Gefilden rief zum gar ritterlichen Wettstreit, einen Marmorkuchenvergleich anzustreben.
Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Beinahe ungewohnt tiefentspannt nahmen Ross und Reiter die üppige Strecke auf sich, in der Gewissheit, dass man sich nach t +- X Jahren des gemeinsamen Gedankencruisens irgendwie doch schon kennt.
Dennoch überlegt sich mein höflicher Geist im Stau auf der überaus inspirierenden Autobahn 5 - danke nochmal an die Schilder mit den anschaulich wartenden Geiern:
"Raser - Hier lauert der Tod!" oder
"Papi, fahr nicht so schnell! (Die Mama hat noch Besuch)"
- bereits freundlich vertraute Begrüßungsformeln.
"Moin, ich bin dann auch mal da..", "Schönen guten Tag" und, jetzt kommt mein Favourit: "...Hallo, hmpf!"
Eben was Einem in drei Stunden Stau eben so maximalmöglich einfallen kann.

"ICH BIN ES! DERrrr MIT DEM MEER CRUISED" intoniere ich inbrünstig, als wollte ich Hamlet vortragen während sich die Haustür öffnet.
Läuft!
Das die Tür geöffnet bleibt und sich offenbar jemand auf den Besuch von so nem Bekloppten eingestellt hat, bestärkt mich in der Annahme, schon beim ersten Versuch an der richtigen Stelle gebrüllt zu haben.

"hey, schön dass Du da bist, ich warte schon man!"
Die Begrüßung fällt trotz meines winnetouartigen Kurzvortrages geradezu engelsgleich aus, ich frage mich bereits an dieser Stelle, ob ich das verdient habe und wo nochmal dieses Dings war.
Also dieses befremdliche Gefühl. Naja, muss ja auch nicht, denn ich komme in Frieden.

Galant trete ich vor, soweit man davon sprechen kann, wenn ein Mann im besten Alter mit Stefan-Raab-Turnschuhen und wehendem Hemd vorsichtig federnd frisch parkettierten Flurfußbodenbelag einnimmt.  
Notiz an mich: noch so ne Torsten-Sträter-Gedächtnismütze dazu und der Auftritt wäre von der rauhbeinigen Seite her aber mal richtig unschlagbar!
Schöner Fußboden, holzig im Abgang - da wird Wohlfühlen leichtgemacht,
und Angst haben, dass hier irgendwo der Wurm drin wäre, brauche ich auch nicht.
Wird mir zumindest klar, als ich entspannt die ersten Wollmäuse entdecke, die sich fröhlich in die Ecken kuscheln. Kein Wurm der Erde hätte Bock, sich mit solchen Mäusen in die Wolle zu kriegen - Chapeau!

Im Begriff, der liebenswerten Gastgeberin und Herausforderin (das soll ja nicht vergessen werden!) zu folgen, werden meine Beine plötzlich schwer wie Blei.
Da schlägt sich die ausufernde Anfahrt nieder?
Gar der Treppenhausvortrag, der mir noch in den Knochen steckt?
Oder die Tatsache, dass ich meine Backzutaten nebst Backofen selbst mitzubringen gedachte?
Mitnichten. Ein Blick am Ofen vorbei, den ich kippelnd auf meiner Schulter jongliere, was eine herzlichere Begrüßung auch denkbar schwierig gestaltet hätte, zeigt mir, dass auch der Dreimix zwar immer noch galant in meiner Hosentasche verkeilt am Mann ist, sich zu jedem Betonbein jedoch ein grinsendes Kindergesicht gesellt hat.
Bevor ich wie so ein Transformer versuche, die geradlinige Bewegung der Flurbegehung fortzusetzen, entfahren mir so Dinge wie
"Potzblitz! Mir dünkt, ich hätte Beine aus Beton!" und "Ich sehe was, was du nicht siehst......und wie heißt ihr denn eigentlich, Klammeräffchen 1 und 2?"
Meine Beine kichern, bzw. das, was aus ihnen geworden ist!
Kind 1, unmissverständlich der Mann im Haus kneift mir in den Oberschenkel, als wollte er direkt mal sein Revier markieren.
Das ist der Moment, an dem sich das Einmachgummi, mit dem ich das Nudelholz an meinem Gestelz für den Transport befestigt habe, schon zum ersten Mal auszahlt.
"Ich bin der Interruptus", piepst die Stimme zu mir hoch, grinst mich schelmisch an, zeigt auf Kind 2, am Bein rechts zu finden, "und das ist Mia!"

"Angenehm" entfährt es mir viel zu weltmännisch, aber mein Hirn ist auch gerade damit beschäftigt, erleichert zu realisieren, dass Mia eher still und nicht so kneifend agiert, was dem Bein, für das weder Einmachgummi noch Nudelholz vorgesehen waren, nur zu Gute kommt!
"Wer bist Du und was willst Du hier?!" will Interruptus stante pede wissen.

"Moin, ICH BIN ES! DERrrr MIT DEM MEER....oops, ich meinte: hey, ich bin der Meerescruisenmann und besuche Deine Mutter, damit wir ein paar amtliche Marmorkuchen.."
"Orr, Kuuchen" piepst Mia begeistert von rechts dazwischen und kneift mich ins Knie.

Schöne Sch...okolade, da hatte ich mich doch nicht so gut vorbeireitet.
Ich hätte mir die Mehltüten wie geplant als Knieschoner auftackern sollen, aber da war es halt zu spät. Und überhaupt, wieso heißt eigentlich nur der junge Kneifer zur Linken "Interruptus"?!
Eine Antwort lautet natürlich: Weil Interrupta einfach scheiße klingt.

"So ihr zwei, kneift Euch mal schön fest, ich will mal meine Beine heben und der Mama folgen"
"ey, du bist bei Twitter" - der Interruptus scheint bereits mit allen Wassern gewaschen;
Ich frage mich noch, wie das Kind eigentlich sonst zu seinem Namen gekommen sein könnte - etwa, weil der Postbote "zwischendrin" eigentlich schnell wieder weg musste? (ja, der dauert!)
Schiebe die Gedanken aber schnell beiseite, meine Energie wird fürs Vorankommen gebraucht und so setzt sich der Tross ächzend und kichernd in Bewegung.
Interruptus schüttle ich bereits auf Höhe der Kinderzimmertür ab, als irgendwo ein mobiles beapfeltes Endgerät lustige Töne von sich gibt.
Wie ich später erfahre, kann man hervorragend irgendwas mit Süßigkeiten und Unfällen drauf zocken.
Die Tatsache, dass der Kleine sich gekonnt durch den Jeansstoff am Einmachgummi festgehalten hatte und beim Abflug in sein Zimmer genau jenes Gummi schnalzend auf meinen stahlharten Schenkel schlägt, macht den Abstieg Mias zu einer physikalischen Leichtigkeit.
Der enorme Rückschlag befördert sie sanft in die genau gegenüber offen stehende Tür, wo lustige selbstgemalte Bilder an der Wand hängen und ein Bett steht, dessen riesige Unterbauschublade wie eine zum bersten gefüllte Wasserbombe zu wabern scheint.
Auf einem Bild: eine Frau, von Raben an Seilen getragen - eine Art nicht-vegetarischer Freiflug, das ist doch mal was!
Erleichtert stelle ich fest, dass Mia weich auf eben jenem Bett gelandet ist und beschließe, dem Ofen erstmal ein Nickerchen zu gönnen.
Schließlich will der mit mir später noch den Wettbewerb gewinnen, da zählt jedes Watt.
Ausserdem ist auf der Matratze noch Platz genug und das schwedische Möbelhaus hat neuerdings Verzurrösen an Bettgestellen serienmäßig ins Programm aufgenommen - da wird mein treuer Gefährte nicht mehr abhanden kommen!

Wer so herzlich aufgenommen wird, traut sich im nächsten Schritt in die Küche vor.
Meine inzwischen alte Bekannte - der Weg durch den Flur war immerhin weit und beschwerlich - begrüßt mich am Ort des großen Wettkampfgeschehens erstmal mit einem Aperitif:
Was da auf meinem Teller liegt, sieht aus, wie zwischen zwei Eierkartons eingeklemmtes Nutella.
"Hier, für Dich - Du weißt doch, das was ich mit Susanne immer vernichte"
und sie weist auf ein Bild an der Wand: Zwei Frauen prosten sich mit Mädchenbier zu und schieben sich jeweils einen großen langen
Nutella-Brotklumpen in den Mund.
"hmpf!" sage ich und simuliere mir im Mund zusammenlaufendes Wasser "iff daff dieffef...Nutella-Bready(tm)....dass Euch regelmäßig die Sicherungen aus der Mütze haut?!"
Und wenn sie das auch nicht kennen, googlen sie das mal - das erste Ergebnis brachte zu Tage, dass man das Zeug "Ladeplatten"-weise ordern kann, wenn man mit Western Union bezahlt. Da ich immer mit Eastern Inkasso bezahle, konnte ich das leider noch nicht testen. Anmerkung des Autors.
 
Der erste Biss in den Pappkarton ist nicht schlecht...ich grinse noch debil,
danach verschwimmen die Ereignisse schemenhaft.

In meinen Erinnerungen wird mein Marmorkuchen natürlich eine Wucht - das war überhaupt nicht anders zu erwarten bei DEM Equipment.
Selbst das siegessichere Zungeschnalzen meinerseits habe ich noch im Ohr, als die Herausforderin verzweifelt versucht, erste Zutaten aus dem schmalen Küchenschrank zu angeln, den jemand so vorbildlich montiert hat, dass zwischen den Wandvorsprung zur Linken und die geöffnete Schranktür zur Rechten nur ein sehr langer Arm passt und man blind fuchteln muss, am besten dann aber zu einem der Kinder greift, um dieses einfach komplett in den Küchenschrank zu schicken.
Schokoladenverschmiert würde es dann zurückkehren und beteuern:
"Mama, da ist keine Glasur mehr...und kein Kakao...und ich kann morgen auch nicht in den Kindergarten gehen" harr harr!

Der Kuchen, den ich anrühre, das ist der Siegertyp, der gute aus dem Dr.Oetker-Schinken von Backbuch anno 1981.
Da können neumodische Mixturen halt einfach nicht mithalten.
Ein Blick ins Buch offenbart übrigens, dass ich das Nudelholz tatsächlich völlig umsonst eingepackt hatte.
Gleichzeitig gebe ich zu, dass ich schonmal trockeneren Kuchen gegessen habe, während ich das letzte Stück vom Konkurrenzprodukt verschlinge; naja, nicht umsonst nennt man das seit dem Millenium nicht mehr "mimimimim verloooooren!" sondern sowas wie "Yeah, zweiter Sieger"!

-

Als ich wieder aufwache, weiß ich noch sicher, dass ich den Backwettbewerb eiskalt gewonnen habe.
Marmorkuchen-geschwängerte Luft in der ganzen Wohnung ist der beste Beweis für meine weltmeisterliche Leistung.
Auch die Tatsache, dass mein Ofen im Schlafzimmer an der Decke hängt, stimmt mich nur kurz nachdenklich, denn immerhin scheint jemand den Schubladenverschluss von seinen Qualen erlöst zu haben.
Wenn das mal nicht auch ich war..
Verzweifelt halte ich nach dem kleinen Coitus Ausschau, rufe den Namen 3x Hamlet-mäßig  durch die Wohnung, überlege dann, dass mein Namensgedächtnis in etwa von der Qualität meines Zahlengedächtnis ist und halte ein.
Dann kommt schon Interruptus um die Ecke geschossen.

"Na, kleiner Mann?! ...ich hatte wohl einen...Süßigkeiten-Unfall, Du kennst das von Deinem I-Phone und äh, wo ist Deine Mama?"

"hey ho, Häuptling!" schallt die vertraute Frauenstimme aus dem Türrahmen, "ich bin doch hier! Du hattest - sagen wir - einen kleinen Ausfall als es ans Glasieren ging".
Und ihr Lächeln hatte etwas Süffisantes.
"Ich weiß ja nicht, was Dr. Oetker dazu sagen würde, aber Dein Rezept kam mir bald ulkig vor....damit angefangen, dass wir üblicherweise nicht im Schlafzimmer backen, aber da habe ich Dich noch machen lassen.
Auch das mit der Schublade war noch ok, ich meine, Du kennst Dich ja hier nicht aus und da habe ich Verständnis, wenn Dir ein wirklich nützliches Utensil fehlt, bei all dem Schrott, den Du so mitgebracht hast.
Aber als ich dann wieder reinschaute, während MEIN Kuchen schon duftend im Ofen dampfte, und Du im Begriff warst, Deinen Teig mit meinem Vibrator zu verrühren, da hätte ich echt einschreiten müssen! Leider kam Interruptus dazwischen und ich konnte Dich erst stoppen, als Du mit meinen Nippelklammern und zwischen den Zähnen eingeklemmter Zunge die Gummibärchen auf dem Kuchen platzieren wolltest.
Und ich frage jetzt noch NICHTeinmal, wer den Ofen da hochgezogen hat, bevor Dich der Zuckerschock endgültig dahinraffte!"

Ja, und da kann ich Ihnen sagen: Nutella ist gefährlich.
Das haben Sie jetzt auch erkannt.
In diesem Moment wünschte ich mir, die Raben mit den Seilen kämen und würden mich zurück zum Auto fliegen, das ich neben einem riesigen Haufen Grasschnitt geparkt hatte, aus dessen Rand schmerzverzerrt eine viel zu kleine Komposttonne ragte.
Der Deckel der Tonne würde sich leicht öffnen und ein Wurm mit ner Fresse wie die Grinsekatze würde sagen:
"Alter! ich muss flüstern, wegen der Wollmäuse..Du weißt schon! aber steiler Kuchen man!"...Und dann gäbe ich Gas.

So aber liege ich überbacken am Boden, starre auf das verklebte Sexspielzeug, den baumelnden Ofen, Gummibärchen, die wie von glänzenden Metallklemmen massakriert scheinen und sage:
"Du, ich muss Dir mal was erzählen, sags dem Interruptus und dem Dr. Oetker nicht, aber:

Rezepte werden völlig überbewertet"



In diesem Sinne:
Laden Sie mich nicht zu einem Backwettbewerb ein (wenn Sie keinen Deckenhaken besitzen) und denken Sie abstrakt!

Fluffigst,
Ihr/Euer/Dein

Mann.im.Meer

Sonntag, 7. Juni 2015

Die Unterschrift

Wissen Sie, ich muss das jetzt mal aufschreiben.

So mitten in der Nacht sind wir hier ja auch unter uns, da kann man das mal machen.
Also eigentlich wie immer.

Die diesem Text vorangegangenen Stunden waren durchaus eine Herausforderung für mich, und ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber geplant war:
Ich treffe heute meine "Muse",
den heiligen Bloggergral,
den Herrn königlich kreativer Kurzprosa mit Ruhrpott-Einschlag
und Mütze.
Bin mir gerade unsicher, ob ich die Identität dieser unglaublich männlichen Person preisgeben soll und werde, denn schließlich mache ich mich mit der Aussage,
datt dat mein Vorbild ist, durchaus verletzlich.

Ok, anders.
Ich war bei einer "Lesung" zugegen.
Sie dauerte knapp drei Stunden und wurde örtlich so abgehalten, dass Worte wie "kühl, angenehm luftig" oder "besser könnts mir nicht gehen!" schlicht nicht drin vorkommen.
Ich hab bei sowas immer Glück:
Wenn ich mal Tickets für kulturelle Fortbildung erwerbe, dann findet die garantiert bei meteorologisch ganz ungünstigen Verhältnissen statt.
In meinem Fall heißt ungünstig einfach alles über 20°C.

Aber ich wollte den sehen..oder hören. Sehen wird in dem Fall überbewertet.
Ich bin ein Mann, er ist ein Mann.
Sie kriegen 1 und 1 jetzt zusammen, da bin ich mir sicher!

Da ich auch sonst nicht gerne in die Sauna gehe, kam die Pause nach der ersten knappen Stunde durchaus gelegen.
Mein Idol lehnte lässig rauchend draussen neben dem Bühneneingang am Geländer und wurde sogleich von einem unvorteilhaften Groupie belagert.
Unvorteilhaft für mein Idol, versteht sich - stellen Sie sich die holde Weiblichkeit aus den Mad Max Filmen vor .... oder die Vorsitzende der Allgemeinen Kampflesbenvereinigung kurzhaariger Kampflesben...irgendwie sowas - Menschen halt, vor denen man mich als Kind in der Fußgängerzone immer gewarnt hatte.
Keine Chance für mich ohne schwarzen Gürtel da irgendwie voran- und an ein handsigniertes Buch zu kommen.

Frage mich allerdings, ob ich überhaupt so richtig scharf drauf war, denn Autogramme erhaschen ist ja irgendwie doch eher so 90er Jahre, als meine Dachschräge noch mit Michael Jackson und David Hasselhoff tapeziert war.
Meine Eltern konnten sich mindestens 3 Rollen Rauhfaser sparen, brachten mir im Gegenzug dafür aber wöchentlich die Bravo frei Haus.
Und auch sonst bin ich mathematisch seitdem ein Knüller.

Ob ich also wirklich drangeblieben bin, einen kurzen Plausch zu halten, der von Mann zu Mann in der Regel ungefähr so aussieht:
"Moin"
"Tach"
"Buch?"
"Ich?"
"Ja"
"nimm dies"
und mir vom Meister persönlich in mein Buch malen zu lassen?
Nun ja, 10 Minuten später saß er drinnen im Foyer, kampflesbenlosgelöst.
Das Foyer jedenfalls hat den Charme alter Vorräume von Turnhallen.
Vergeblich suche ich nach dem Duft von Schweiß und Bohnerwachs, letzteren jedoch kann ich beim besten Willen nicht mehr entdecken.
Ausserhäusig gehts, aber drinnen sind auch nach 21.30 Uhr noch gefühlte 45°C im Schatten kaum geflunkert.
Unter diesen Umständen...und aufgrund der Tatsache, dass Frauen ab 40 sich dreist vor mich in die Warteschlange drängeln
- seriöse Frauen
- Singles mit Nivea
- Singles ohne Deo
- Fußvolk!
... schaffe ich es auf Platz 3.
Also von hinten.
Drittletzter in der Schlange man, nicht was Sie jetzt denken!
Aber ich rege mich unnötig auf.
Die Show muss weitergehen, kurz bevor ich dem Torsten tief in die Augen schauen und auf die Frage "Wem soll ichs denn widmen?" lässig
"Schreib einfach: für den Meerescruisen-Mann. Herzlichst, Dein Torsten"  entgegnen kann.

Hat also nicht geklappt, mein Buch ist noch Jungfrau, auch wenn der Einband durchaus feucht geworden ist.
Muss von dem Single ohne Deo vor mir gewesen sein.

Die zweite Hälfte des "Programms" erlebe ich dennoch in mir ruhend, zufrieden...mit der  Körpertemperatur eines Heißluftföhns.
Mein Herz freut sich über den Mut zum Gedanken.
Also dem Gedanken, den "Meerescruisen-Mann" in mein Buch gekritzelt zu bekommen.
Nicht meinen weltlichen Namen,
nicht Elfriede, Jason oder Horst-Uwe, nein:
Meerescruisen-Mann.
Mein vielleicht gar nicht so geheimes Ich, etwas, das Mut braucht und dem man Raum geben sollte - auch mal die große Bühne, so wie heute Abend.
Sie müssen das symbolisch verstehen, das verstehen Sie doch, oder?

Auch wenn es nicht zum Showdown gekommen ist, bin ich doch ein Stück weiter...oder klarer, auch verträumter.
Denn wenn man sich das Abendprogramm so anschaut, pardon hört:
Der Chef kocht tatsächlich auch nur mit Buchstaben;
das macht Lust auf mehr von mir, mehr von dem, was ich zu können glaube, mehr von dem, was Sie leider werden lesen müssen.
Mehr von dem Traum, dass ich eines Tages eins meiner eigenen Bücher signieren werde - vielleicht nicht in einer 82°C heißen Foyerpause und nicht mit einem Opel Cascada in Ommabraun-Metallic anreisend.
Aber mit dem Blick für den Menschen, der mich gerne liest oder mir zuhört.
Irgendwo da draussen     wird es Jemanden geben.

Herzlichst,
Ihr/Euer/Dein

Mann.im.Meer