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Sonntag, 22. Februar 2015

Hauke haut auf die Pauke

Ich bin ja ein fantasievoller Typ.
Manchmal muss ich aufpassen, dass ich meinem bescheidenen Dasein nicht zu viele  protagoneske Züge bedeutender literarischer Werke andichte.

So erst kürzlich geschehen, als in mir doch glatt Chief Bromden erwachte, während ich eben jenen kantigen Häuptling bei Arte(tm) das Kuckucksnest fegen sah.
Ich bin eben auch ein klasse Feger!
Hatte man mir zumindest damals schon attestiert - es muss Tag zwei einer klassischen Handwerksausbildung nach deutscher Ausbildungsordnung gewesen sein, als der alte Neukollege mit knipsendem Auge zu mir herüberbölkte:
"ey, Meerescruisen-Mann! ... Fegen kannste!"
Natürlich hätte der meinen Namen nie so schön aussprechen können, aber wie Sie eingangs gelesen haben: ich bin halt ein fantasievoller Feger.

Von so viel Herzlichkeit beseelt fegte ich fortan wie ein junger Gott - pardon: Indianer - bereits eine Stunde vor Feierabend, ohne es jedoch zu vergleichbar spiegelndem Glanz zu bringen, wie mein Indianerkollege in "Einer flog über das Kuckucksnest".
Nur, um es nochmal konkret zu benennen.
Zugegeben, auch von der schieren Größe her kann ich mit Bromden nicht mithalten und überhaupt holt mich das reale Leben spätestens dann ein, wenn ich vergeblich mit hochrotem Kopf versuche, die komplette Waschtischarmatur aus ihrer Verankerung zu reißen und durch das Badezimmerfenster zu schmettern.

Musste allerdings auch hoch-schnaufend feststellen, dass es sich bei meinem Zuhause nicht um eine geschlossene Anstalt handelt und ich somit weder Keramag noch Ideal-Standard-Porzellan, sondern lediglich handelsübliche Schlüssel für einen ordnungsgemäßen Ausbruch benötige.
Mein Schlüsselbund lässt sich gleich viel unkomplizierter transportieren, seitdem kein 60er-Spülbecken mehr neben dem Autoschlüssel baumelt.
Bemerke zudem, dass Schlüssel und Schüssel sich verwandschaftlich näher stehen könnten, als die Menschheit bisher zu vermuten gewagt hat.

Wie auch immer.
Was so ganz schüssellos auch wunderbar funktioniert:
In die Pedalen treten...eine wahrhaftige Erleichterung, nicht mehr den lustigen bunten Kleinkindanhänger mit Schüsselbund hinter seinem Esel zu verdrahten, sondern vollkommen frei mit wehendem Mantel über Koog und Deich zu fliegen.
Da haben wir den nächsten Kameraden, der sich heimlich still und leise in meine zarte Seele eingebrannt hat....Kollege Schimmelreiter.
Vom Prinzip ein Meerescruiser durch und durch.

So trug es sich zu, dass eine Mischung aus leisen Frühlingsvorboten und nicht mehr ganz jugendlichem Leichtsinn mich kürzlich dazu verleitete, ganz kress mit geöffnetem Kapuziner durch die Lande zu rollen.
Oder anders gesagt: +5° Celsius,  ich trug meinen Zip-Hoodie offen.
Bei 30 km/h, einer leichten Brise und kooperativen Teerverhältnissen ergibt das in Kombination bloß
einen Radfahrer.

Ich dagegen haute innerlich auf die Pauke - galoppierte mit meinem Schimmel in Hauke-Haien-Manier wiedereinmal abschüssigen Asphalt hinab und lies den Mantel fliegen, dass es eine Wonne war.
Schimpfende Möwen, salzige Luft und ein beherztes Tätscheln auf den kräftigen Nacken meines schneeweißen Kameraden rundeten das Bild ab.
Aber halt! Ich hatte den in mühevoller Kleinarbeit selbstlackierten Rahmen meines Fahrrads gestreichelt, während ich eingehüllt von dieser riesigen schwarzen, durchaus nicht so salzig schmeckenden LKW-Rußwolke eine Gruppe wandernder Ommas - meiner Einschätzung nach - "schnittig" überholte.

Was aber bleibt, ist das Fliegenlassen. Nicht zu vergleichen, mit dem langläufig bekannten Fahrenlassen - aber das ist ein anderes Thema.
Das - also das Fliegen - hat gutgetan, und da bleibt die Pointe auch aus.
Sollte mir ggf. überlegen, mehr Literatur mit lustigem Protagonisten anzuschaffen, der dann gerne auf mich abfärben darf.

Bescheidenst,
Ihr/Euer/Dein
Mann.im.Meer




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