Manche Sachen müssen eben sein.
Weihnachten zum Beispiel.
Oder Krankenhäuser.
Sollten Sie jetzt verdeckte Regimekritik erwarten, muss ich uns alle leider enttäuschen - Weihnachten ist gut so, wie es ist.
Hier fehlt eindeutig ne Pointe, denn die letzten Tage waren hart aber fair.
Der Baum steht, die Reste der zugegeben etwas voluminösen Wurzel habe ich in mehreren Nacht-und-Nebel-Aktionen sorgfältig auf die Biotonnen der gesamten Nachbarschaft verteilt, und auch sonst läufts prima.
Naja, Letzteres war geflunkert.
An dieser Story sitze ich nun schon seit geschlagenen 5 Tagen.
Natürlich nicht ununterbrochen. Zwischendurch muss auch ich mal austreten;
sollte vielleicht mal überlegen, meine Texte nicht auf einer anfangs noch gut gefüllten Kiste Coca Cola(tm) zu verfassen.
Sitzt sich inzwischen auch verdammt wackelig, es ist mitten in der Nacht und in der Glotze läuft schon Feiertagsprogramm.
Chuckys Baby - langsam wird es besinnlich, wenn an dieser Stelle nicht die Formatierung im Arsch wäre.
Apropos besinnlich:
Ich gebs zu - die hatten mich im Krankenhaus geködert.
Kurz vor Weihnachten auch noch und wie man echte Männer eben ködern kann.
Baulärm und so.
Total tofte.
"Geil", entfährt es mir innerlich, während es direkt in der Etage über mir bollert und wemmst, als würde Rambo gerade jedes einzelne Zimmer persönlich eliminieren.
Vielleicht isses auch Amboss, der Rabiator.
Aber das darf die Leserschaft heute ausnahmsweise mal selbst entscheiden.
Ich bin ja ein demokratischer Typ.
"Das ist wie Feiertagsprogramm ganz ohne HD-Receiver", wispere ich noch so vor mich hin, während ich andächtig über den Krankenhausflur gleite.
Die PS4 zum Weihnachtsfeste darf also auch entfallen, wenn man die Geräusche von
Call of Duty auf Station III gleich in Hilti digital stereo surround inklusive full-size-Vibration gratis dazubekommt.
Schick, hier marschiere ich dann so ein paar Tage vorm Feste noch ein...wenn ich die Worte der Stationsärztin einigermaßen richtig von den Lippen ablesen kann.
Wie rieselnder Deckenputz und das unaufhörliche Klonkern von Geröll die zivilisierte Kommunikation doch beeinflussen können.. Man lernt eben nie aus.
Merke mal wieder: Ohne whatsapp wird das Leben kontinuierlich immer schwieriger!
Zwei Tage später rufe ich dort nochmal an..
"Spitzenmäßig!", denke ich, als ich das wohlvertraute Ballern des 15-Kilo Bohrhammers durch mein Telefon vernehme.
Zusätzlich streichelt irgendjemand offenbar zärtlich alte Heizkörper mit einem Vorschlaghammer.
Wer Amboss, den Rabiator kennt, der weiß auch, dass man mit gezielten Hammerschlägen auf scheinbar tonnenschwere Guss-Heizkörper prima über mindestens 10 Etagen morsen kann.
Immerhin, die Schwester am anderen Ende der Leitung spricht mit mir, morst nicht.
Packe noch schnell einen Bauarbeiter-Helm mit in mein Täschchen!
Sollten mir Indianer, Polizist oder so nen richtiger Rocker als Zimmergenossen über den Weg laufen, tanzen wir nach der Narkose zusammen YMCA und reißen die obere Etage im Alleingang ab, noch bevor uns das fettige Krankenhausessen wieder schachmatt setzen kann.
Die Narkosen heutzutage haben mit schachmatt nämlich leider nicht mehr viel zu tun, stelle ich wiederum einen Tag später enttäuscht fest.
Da hätte ich den Baum nicht extra vorher schlagen müssen.
Überhaupt stimmt hier irgendwas nicht oder die haben einfach saugutes Marketing.
Der Baulärm ist weg.
Skandal!
Ich erwache nach 45 traumlosen Minuten Propofol, ohne Baulärm!
Vom Indianer auch keine Spur und der Rocker hat heute scheinbar Urlaub.
Immerhin: In geschätzten 10 Metern Entfernung tanzt ein Pirat zu unsäglicher 80er-Jahre-Musik..
"hören sie mal, Meister" brabbelt es aus mir heraus und versetze den lustigen kleinen Piraten sogleich von der tänzelnden in eine Vorwärtsbewegung, stelle dabei aber entsetzt fest, dass ich überhaupt schon wieder brabbeln kann!
Nebenwirkungen waren also auch aus?!
"Das ist doch hier erst der Vorhof der Hölle, oder? Also weil ja sicher hinter der nächsten Tür erst Modern Talking läuft"...
Der Pirat schaut mich emotionslos an.
Scheinbar fällt ihm auch grad auf: Die Musik ist zu laut....zumindest nach deutschen Standards für Aufwachräume.
"Schauen sie, ich habe aine bunte Mütse auf den Khopf. Wie gäht es Innen?", höre ich eine piepsige Stimme sagen..
Überhaupt, ein Pirat ohne Schnurrbart und sonstige maskuline Attribute, sieht mir doch verdächtig nach einer Frau aus.
Und ich habe Recht. Offenbar war meine Narkose so verdammt nebenwirkungslos, dass ich gleich schon wieder messerscharf kombinieren kann.
"Pirat bleibt Pirat, Weib!" sage - nein - denke ich zum Glück nur, denn ich bin dieser Person und vor allem der Musik-CD schutzlos ausgeliefert.
Zudem offeriert mir mein kurzer Griff an die wichtigsten Stellen eines Mannes, dass zwischen Bettdecke und mir nicht viel ist.
Genauer gesagt: nix.
Also Ball flach halten, Freundchen...lächeln und mitwippen.
"Mir geht es gut", sage ich jovial.
Denn auch jovial kann ich schon wieder. Das Piratenmädchen freut sich:
"Ist das 80er-Jahre...macht das nix, odder?! Bisschen laut vielleicht, aber sind sie ja auch 80er Jahre geborren..."
Logisch irgendwie.....zwar bricht das Piratenkonstrukt zu diesem Zeitpunkt vollends zusammen, weil ich aus einschlägigen Filmen keine Piraten oder -tinnen mit russischem Akzent kenne, aber immerhin lebe ich noch und darf sogar die Vorhölle wieder verlassen.
Im Zimmer herrscht Totenstille.
Geradezu grotesk, wenn man überlegt, dass sie in der Hölle gleichzeitig Modern Talking spielen.
Schlimmer aber noch:
Hier auch kein Baulärm mehr.
Kein YMCA,
niemand morst.
Dafür zieht der fettige Essensduft direkt herein. Bratkatoffeln?
Irgendwas stimmt mit dem Drehbuch nicht.
Der Indianer entpuppt sich als lettischer LKW-Fahrer, der, so glaubt man den hiesigen Stationsschwestern, nur Russisch versteht.
Wir stellen uns vor...und "Nein, nein", winkt er ab..."nix verstehe".
Habe meinen Helm also völlig umsonst in die viel zu kleine Tasche gepresst.
Langeweile droht.
Ich lehne mich zurück, viel zu wach, verdammte Scheiße, während der LKW-Indianer Wintersport schaut.
Dass er dabei nix versteht, da hat er noch Glück, denn es wird pausenlos durchmoderiert und kommentiert, dass sogar eingefleischten ZDF-Zuschauern die Batterien abrauchen.
Welche Batterien gemeint sind, dürfen Sie jetzt selbst entscheiden.
Ich bin heute eben auch ein involvierender Typ.
Muss überhaupt auch mal zum Ende kommen, sonst ist Weihnachten gleich vorbei oder meine Haustür gibt diesen "Nachbarn" nach, die seit einer Stunde klonkern und morsen, dass die Schwarte kracht.
Soll irgendwie um Biotonnen gehen und 3 Kubikmeter Mutterboden im Treppenhaus.
Weihnachten...
Weihnachten, das ist auch wie das Glänzen in den Augen meines lettischen Zimmergenossen.
Da war eine Wärme und Freude in den Augen, als die Krankenhausküchentante mit dem Essensplan für seinen weiteren Aufenthalt hereingeschneit kam, die mich immer noch rührt.
Schöner Vortrag auch von ihr, muss man sagen.
"Nehme Kartoffelgratin auf Rosmarin mit Rotkohl und Hähnchenbrustfilet, dazu ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte" entfährt es dem LKW-Indianer.
Ich sage: "nix versteh"
Erleichterten Schrittes verlasse ich mein Krankenlager noch am selben Tag.
Der Mann wird sich durchschlagen...und falls Rambo ab Montag wieder praktiziert, habe ich ihm meinen Helm in sein Nachtschränkchen gelegt.
Gleich neben Goethes Faust und Rilkes gesammelte Werke.
Und mindestens mit Helm und der korrekten Aussprache von "Hähnchenbrustfilet" kann auch bei ihm nichts mehr schiefgehen.
Abgesehen vom Drumherum geht auch beim Baum nichts mehr schief.
Weihnachten muss sein - auch, wenn ich schon weiß, dass das mir angekündigte Filet sicherlich wieder am Ehesten mit einer gallertartigen Masse in Vollnarkose zu beschreiben ist.
Hoffen wir gemeinsam, dass wenigstens keine Modern-Talking-CD unterm Tannenbaum liegt...
Frohes Fest!
hungrigst,
Ihr/Euer/Dein
MiM
~
Mittwoch, 24. Dezember 2014
Donnerstag, 18. Dezember 2014
Wir warten aufs Christkind
Nächste Woche wieder mehr auf diesem Kanal.
Ich habe meinen Baum dann nämlich schon :-).
Harzigst,
Ihr/Euer,
MiM
Ich habe meinen Baum dann nämlich schon :-).
Harzigst,
Ihr/Euer,
MiM
Mittwoch, 10. Dezember 2014
Der Alte mit seinem ausserirdischen Kleinen
Ich muss mal wieder zum Arzt.
2x werden wir noch wach, dann kann ich meiner neuen Lieblingsbeschäftigung wieder fröhnen.
Was daran eher uncool ist: mein Schreibgen versteckt sich in solchen Zeiten gerne dort, wo die Sonne selten scheint, und meine Kreativität wohnt wieder oben,
bei Mutti.
Wenn sich die beiden Racker also vermeintlich erfolgreich drücken wollen, greife ich zu den schärfsten Waffen eines Mannes.
Teleshopping!
Also mehr Kucking als Shopping, wohlgemerkt, aber das haben Sie sicher bereits wohlwollend vermutet.
Bitte an dieser Stelle bejahend nicken!
Wobei ich ja inzwischen schon beim Master of (the) Wartezimmer (Universe) angekommen bin.
Steige da ganz groß ein, habe den Bachelor gleich ausgelassen!
Die Reaktionen kamen nicht so gut, als ich zu Beginn meiner Laufbahn mit meinem alten Konfirmationsanzug und den Rosen durch die Wartezimmertür schritt und für meinen "willst Du diese Rose von mir haben"-Satz nur 10 erschrockene Oma-Augenpaare zur Auswahl hatte.
Die "Spielwiese" in Abmaßen von 3x3 Metern und die Bikinis in südafrikanischer Sonnenuntergangskulisse konnte ich mir also auch abschminken.
Da guckt man einmal im Leben RTL und prompt reingefallen.
Aber so ein Wartezimmer erschreckt mich nun nicht mehr.
Inzwischen schreite ich entschlossen durch die Tür, brülle laut "Guten Morgen", dass es Opa Kozlowski beinahe zum Gruße in die Hacken fährt.
Die Bühne gehört mir, wenn die zahlreich erschienenen kranken Köpfe, Körper oder beides zusammen sich meiner Person zuwenden.
Eine Mischung aus angepisst und erschrocken schwappt mir entgegen, meine Hand gleitet in bester Westernmanier in Richtung Seitentasche, denn ich habe ein Buch dabei!
Spätestens jetzt wird den Anderen klar, dass ihnen soeben ein Profi erschienen ist.
Während die Köpfe wieder sinken, um zurück in das von ihnen verlangte zweistündige Ausharren zu verfallen, und Opa Kozlowski seinen Arm gerade noch vom Salutieren zurückziehen kann, setze ich mich.
Nachdem das mit dem Bachelor ja Scheiße war, sitze ich wie es sich gehört
in der ersten Reihe.
Schließlich bezahle ich Rundfunkgebühren und bin Profimaster mit Buch!
Da ziemt es sich nicht mehr, sich in den hinteren dunklen Gefilden von Wartezimmern zu verschachteln.
"Haben se gedient?" entfährt es Kozwloski durch die schon wieder eingetretene Stille.
"jawoll" sage ich mit tiefem Brustton,
und: "man, habe ich da geschleppt! Das waren Kameraden!......nein, was habe ich da geschleppt!"
Ich sehe, wie seine Augen leuchten. Und leuchtende Augen in Wartezimmern zu kreieren, dass ist quasi so einen Zentimeter vorm Bundesverdienstkreuz.
"Hauptfeldwebel, zweiundvierzigste Kompanie!" sagt die knorrige Stimme neben mir.
"Angenehm! Zivildienst neunundneunzig", sage ich.
...
Stille tritt ein, wieder den Tag eines Senioren versaut, Zeit für mein Buch.
"Der Alchimist".
Ich bin ja ein belesener Typ,
denken die im Wartezimmer jetzt.
Gleichzeitig fragt sich ein Jeder, ob und wann so ein Patient den Arzt wohl noch zu sehen bekommt.
Da ist das beim Teleshopping schon leichter.
Eine in Pumuckl-Gedächtnis-Schlafanzug gehüllte und mit Frotteesocken bestrumpfte Dame liegt auf dem Studioboden. Hochglänzend. Nicht die Dame.
Die Waden auf einem Etwas ruhend, das ungefähr so aussieht wie E.T. - nur eben aus billigem blauen Plastik gestanzt.
Und telefonieren kann man damit auch nicht.
Überhaupt wesentlich weniger niedlich anzuschauen, diese lieblose, irgendwie beknackt wackelnde Kopie.
Immerhin ist der Ausserirdische für zuhause auch nur 94 Euro und 20 Cent, wie Walter Freiwald, Grandfather of Teleshopping, es grammatikalisch grausam ausdrücken würde.
Habe ich doch glatt zur Schnäppchenstunde um zwei Uhr MEZ eingeschaltet, herzlichen Glückwunsch!
Ein Mann im viel zu engem weißen Oberteil ohne weitere Textilien darunter, schlonzt auf allen Vieren um das Gebilde aus Frau und Plastik herum.
Man merkt schon, es ist kein schöner Anblick, der sich den geneigten siebzehn Zuschauern (mich eingerechnet) die dies gerade verfolgen mögen, bietet.
"Wuff", entfährt es meinen Gedanken, bevor ich bemerke, dass es sich beim Hündchen mit den sich abzeichnenden permanent harten Nippeln wohl um den "anwesenden Facharzt" handeln soll.
So sehen die also aus, in freier Wildbahn, ungeschminkt und betriebsbereit...
was für ein Erlebnis, vollkommen ohne Wartezimmer, Lesen und das ganze Gedöns.
Habe mir dann nochmal Rosen besorgt.
Im Gegensatz zu Wartezimmer-Publikum ist die gemeine Sprechstundenhilfe da nämlich viel empfänglicher.
"Kozwloski!", sage ich, während mein angeklebter Schnäuzer verdächtig wackelt und mein Konfirmationsanzug nocheinmal mächtig kneift...."Brauche die Überweisung von meinem Vatter nochmal und wollen SIE diese Rose von mir haben?"
Ich weiß nicht, was Opa Kozlowski jetzt mit E.T. so treibt, aber den Spaß waren mir die vierundneunzigeurozwanzig wert.
Vielleicht klappts dann bei meinem nächsten Auftritt auch richtig mit Hacken zusammen und Salutieren.
Man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben.
Rosigst,
Ihr MiM
2x werden wir noch wach, dann kann ich meiner neuen Lieblingsbeschäftigung wieder fröhnen.
Was daran eher uncool ist: mein Schreibgen versteckt sich in solchen Zeiten gerne dort, wo die Sonne selten scheint, und meine Kreativität wohnt wieder oben,
bei Mutti.
Wenn sich die beiden Racker also vermeintlich erfolgreich drücken wollen, greife ich zu den schärfsten Waffen eines Mannes.
Teleshopping!
Also mehr Kucking als Shopping, wohlgemerkt, aber das haben Sie sicher bereits wohlwollend vermutet.
Bitte an dieser Stelle bejahend nicken!
Wobei ich ja inzwischen schon beim Master of (the) Wartezimmer (Universe) angekommen bin.
Steige da ganz groß ein, habe den Bachelor gleich ausgelassen!
Die Reaktionen kamen nicht so gut, als ich zu Beginn meiner Laufbahn mit meinem alten Konfirmationsanzug und den Rosen durch die Wartezimmertür schritt und für meinen "willst Du diese Rose von mir haben"-Satz nur 10 erschrockene Oma-Augenpaare zur Auswahl hatte.
Die "Spielwiese" in Abmaßen von 3x3 Metern und die Bikinis in südafrikanischer Sonnenuntergangskulisse konnte ich mir also auch abschminken.
Da guckt man einmal im Leben RTL und prompt reingefallen.
Aber so ein Wartezimmer erschreckt mich nun nicht mehr.
Inzwischen schreite ich entschlossen durch die Tür, brülle laut "Guten Morgen", dass es Opa Kozlowski beinahe zum Gruße in die Hacken fährt.
Die Bühne gehört mir, wenn die zahlreich erschienenen kranken Köpfe, Körper oder beides zusammen sich meiner Person zuwenden.
Eine Mischung aus angepisst und erschrocken schwappt mir entgegen, meine Hand gleitet in bester Westernmanier in Richtung Seitentasche, denn ich habe ein Buch dabei!
Spätestens jetzt wird den Anderen klar, dass ihnen soeben ein Profi erschienen ist.
Während die Köpfe wieder sinken, um zurück in das von ihnen verlangte zweistündige Ausharren zu verfallen, und Opa Kozlowski seinen Arm gerade noch vom Salutieren zurückziehen kann, setze ich mich.
Nachdem das mit dem Bachelor ja Scheiße war, sitze ich wie es sich gehört
in der ersten Reihe.
Schließlich bezahle ich Rundfunkgebühren und bin Profimaster mit Buch!
Da ziemt es sich nicht mehr, sich in den hinteren dunklen Gefilden von Wartezimmern zu verschachteln.
"Haben se gedient?" entfährt es Kozwloski durch die schon wieder eingetretene Stille.
"jawoll" sage ich mit tiefem Brustton,
und: "man, habe ich da geschleppt! Das waren Kameraden!......nein, was habe ich da geschleppt!"
Ich sehe, wie seine Augen leuchten. Und leuchtende Augen in Wartezimmern zu kreieren, dass ist quasi so einen Zentimeter vorm Bundesverdienstkreuz.
"Hauptfeldwebel, zweiundvierzigste Kompanie!" sagt die knorrige Stimme neben mir.
"Angenehm! Zivildienst neunundneunzig", sage ich.
...
Stille tritt ein, wieder den Tag eines Senioren versaut, Zeit für mein Buch.
"Der Alchimist".
Ich bin ja ein belesener Typ,
denken die im Wartezimmer jetzt.
Gleichzeitig fragt sich ein Jeder, ob und wann so ein Patient den Arzt wohl noch zu sehen bekommt.
Da ist das beim Teleshopping schon leichter.
Eine in Pumuckl-Gedächtnis-Schlafanzug gehüllte und mit Frotteesocken bestrumpfte Dame liegt auf dem Studioboden. Hochglänzend. Nicht die Dame.
Die Waden auf einem Etwas ruhend, das ungefähr so aussieht wie E.T. - nur eben aus billigem blauen Plastik gestanzt.
Und telefonieren kann man damit auch nicht.
Überhaupt wesentlich weniger niedlich anzuschauen, diese lieblose, irgendwie beknackt wackelnde Kopie.
Immerhin ist der Ausserirdische für zuhause auch nur 94 Euro und 20 Cent, wie Walter Freiwald, Grandfather of Teleshopping, es grammatikalisch grausam ausdrücken würde.
Habe ich doch glatt zur Schnäppchenstunde um zwei Uhr MEZ eingeschaltet, herzlichen Glückwunsch!
Ein Mann im viel zu engem weißen Oberteil ohne weitere Textilien darunter, schlonzt auf allen Vieren um das Gebilde aus Frau und Plastik herum.
Man merkt schon, es ist kein schöner Anblick, der sich den geneigten siebzehn Zuschauern (mich eingerechnet) die dies gerade verfolgen mögen, bietet.
"Wuff", entfährt es meinen Gedanken, bevor ich bemerke, dass es sich beim Hündchen mit den sich abzeichnenden permanent harten Nippeln wohl um den "anwesenden Facharzt" handeln soll.
So sehen die also aus, in freier Wildbahn, ungeschminkt und betriebsbereit...
was für ein Erlebnis, vollkommen ohne Wartezimmer, Lesen und das ganze Gedöns.
Habe mir dann nochmal Rosen besorgt.
Im Gegensatz zu Wartezimmer-Publikum ist die gemeine Sprechstundenhilfe da nämlich viel empfänglicher.
"Kozwloski!", sage ich, während mein angeklebter Schnäuzer verdächtig wackelt und mein Konfirmationsanzug nocheinmal mächtig kneift...."Brauche die Überweisung von meinem Vatter nochmal und wollen SIE diese Rose von mir haben?"
Ich weiß nicht, was Opa Kozlowski jetzt mit E.T. so treibt, aber den Spaß waren mir die vierundneunzigeurozwanzig wert.
Vielleicht klappts dann bei meinem nächsten Auftritt auch richtig mit Hacken zusammen und Salutieren.
Man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben.
Rosigst,
Ihr MiM
Donnerstag, 4. Dezember 2014
In eigener Sache
Der Titel stimmt nicht - muss ich gleich dazusagen, weil ich ein ehrlicher Typ bin.
Hat sich aber in den Kopf gebrannt und klingt so wahnsinnig seriös!
Wie ich mich kenne, komme ich beim Verfassen dieses Textes auch eh wieder darauf zurück.
Meine Gedankenwelt hat fünf Vorwärtsgänge und einen für rückwärts (eher genau umgekehrt).
Klassische H-Schaltung, da kann man nix falsch machen, wird der geneigte Fahrlehrerleser sagen.
Stimmt ja auch! Ich mache nichts falsch, ich schalte nur manchmal vom fünften in den Rückwärtsgang und daraufhin mittig nach vorne..also in die Nummer drei.
Ist auch egal, denn wenn ich ankündige, dass ich auf die eigene Sache nochmal zurückkomme, dann könnte das beinahe langweilig bis komisch anmuten.
Nehmen Sie mal so eine Anhalterin mit, so eine junge, nette, berockte, mit schwarzem Jäckchen und feinem Lippenstift.
Die würde sicherlich schön schauen aus ihrem süßen Gesichtchen, wenn Sie da so munter vom Gangwechsel berichten.
"Und da vorne, da schalte ich dann in den Vierten und halten sie sich fest, wie ich dann galant gleitend über "R" mit dem fünften in die Kurve gehe".
"ehm ja", würde die sagen "ich möchte das nicht. überhaupt möchte ich hier aussteigen. Sofort! Ich habe auch kein "Gesichtchen" und jetzt her mit der Kohle und dem i-Phone!"
Hätte ich mich mal nicht so verliebt auf mein Getriebe konzentriert.
Dann wüsste ich zumindest, dass Anhalterinnen keinen 3-Wochen-Bart in einem sonst weitgehend vermummten Gesicht tragen und auch überhaupt nicht berockt sind.
Eigentlich war ich aber auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt.
Mit dem Fahrrad!
Da hat man auch Ruhe vor Anhaltern. Zur Sicherheit habe ich den Gepäckträger abmontiert.
Sie sehen, heute fordert mein Konstrukt die volle Leistungsfähigkeit ihrer Auffassungsgabe.
Weihnachtsmärkte bringen mich in einen Zwiespalt. Zwiespalt, höhö (- das ist ein Insider, der diese Zeilen nicht leichter lesbar macht).
Ich bin kein typischer Weihnachtsmarktbesucher - ich freue mich, wenn sie beginnen sollen, gehe nicht hin, wenn sie begonnen haben und wenn die Begonnen-Phase abgeschlossen ist, sprich, alle Buden abgebaut, beginne ich mit der Planung selbigen Procederes für das nächste Jahr.
Dieses Jahr war ich nun aber schon dort. Mit dem Fahrrad halt.
Habe mich selbst dorthin getrieben "komm schon, du kleiner dicker....äh du Mann von Format!...besser so!"
Bedanke mich bei den Menschen, die in "in eigener Sache" noch vorkommen sollen, aber psst!
Die Buden stehen schön aufgereiht, eine Perlenkette aus Holz, vielleicht etwas unbequem zu tragen mit den ganzen Kanten, heißen Friteusen und 30 Kilometern Lichterkettengedöns.
Nee, duftet auch schön nach Holzofen und irgendwas mit Fett und süß.
Zu Recht befinde ich mich auf einem der beliebtesten Weihnachtsmärkte der Region, in einer Stadt, die bei der Geburt mit einem Dorf verwechselt wurde.
Man munkelt, der Stadtstatus wäre irgendwie auch erst kurzfristig erreicht worden, als so ein verrückter Kerl zugezogen ist. Soll so ein Tamponfetischist sein.
Komische Leute hier!
Naja, war aber auch klar, dass das Einwohnermeldeamt wieder spart und es kein Feuerwerk gibt, wie im Supermarkt beim Einmillionsten Kunden.
"Sie haben so viele Tampons gewonnen, wie sie tragen können!"
Hurra...ich "bin ein Mann....im Internet nenne ich mich gelegentlich sogar Mann im Meer...also eindeutig Kerl..mit Zipfel. Also mit Zipfel auch und gerade ohne Tampon, verstehen sie?!"
Und vom Gegenüber nun energischer "sie haben so viele Tampons gewonnen, wie sie tragen können!"
Für nächstes Mal bin ich auf jeden Fall gewappnet. Nenne mich dann lieber "Mann im roten Meer", das wird dann auch den kleinen Filzstöpseln gerecht.
Weihnachtsbaumschmuck wird dieses Jahr auch alternativ ausfallen...
Ich kann nämlich leider viel tragen. Sehr viel.
Und ich bin wieder zuhause. "Mensch, schöne Sause war das",
denke ich so bei mir.
So schnell und reibungslos...gar keine Menschenmassen und schleichende Ommas in Viererkette, die bei solchen Gelegenheiten sonst lustig im ersten Gang vor einem tippeln, um beim nächsten Bastelbüdchen in seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesene Ekstase zu verfallen. "Ex-tase" möchte man beinahe sagen.
Nein, dieses Jahr war Weihnachtsmarkt schick.
Ich war schon da, morgen beginnt er. Hätte auch nicht gedacht, dass das alles schon duftet und leuchtet, wenn man nen Tag vorher da durchprescht, aber vermutlich müssen die irgendwie üben.
Also noch 3 Tage Zeit, sich wieder ins alljährliche Procedere meiner Gedanken zu begeben.
Habe nämlich festgestellt, dass die bei Amazon keine gebrannten Mandeln verticken.
Das ist irgendwie Mist.
Es wird also dringend Zeit fürs Web 3.0, sowas wie das Geruchsfernsehen, was ja auch noch nie erfunden, aber schon seit Generationen angehimmelt wird - wenn das kommt, verspreche ich auch hoch und heilig beim großen Würstchenbudenverkäufer, dass ich mein Layout dann auch von dieser Web 1.0-Optik auf ein anderes Level hieve. Oder hieven lasse. Meine Designerin arbeitet jedenfalls schon daran.
Hier kommt die eigene Sache wieder ins Spiel.
Ich wollte heute ganz ernst bleiben und mich bei Menschen bedanken!
Menschen, die an mich glauben, obwohl ich doch nichts gemacht habe.
Menschen, die an mich glauben, obwohl sie nicht die Menschen sind, von denen ich dachte, sie würden an mich glauben, es aber nicht tun.
Heute klappt das nicht so sentimental, wie ich's von mir gewohnt bin, aber Ihr wisst schon Bescheid. Du..und Du..und vielleicht auch Du.
Die Gangschaltung glüht - nächstes Mal fahre ich wieder Automatik
und Ihre Auffassungsgabe hat nun Feierabend.
Selbstverständlich nur, sollten Sie bis zum Ende durchgehalten haben!
Frostigst,
Ihr/Euer/Dein
MiM
Hat sich aber in den Kopf gebrannt und klingt so wahnsinnig seriös!
Wie ich mich kenne, komme ich beim Verfassen dieses Textes auch eh wieder darauf zurück.
Meine Gedankenwelt hat fünf Vorwärtsgänge und einen für rückwärts (eher genau umgekehrt).
Klassische H-Schaltung, da kann man nix falsch machen, wird der geneigte Fahrlehrerleser sagen.
Stimmt ja auch! Ich mache nichts falsch, ich schalte nur manchmal vom fünften in den Rückwärtsgang und daraufhin mittig nach vorne..also in die Nummer drei.
Ist auch egal, denn wenn ich ankündige, dass ich auf die eigene Sache nochmal zurückkomme, dann könnte das beinahe langweilig bis komisch anmuten.
Nehmen Sie mal so eine Anhalterin mit, so eine junge, nette, berockte, mit schwarzem Jäckchen und feinem Lippenstift.
Die würde sicherlich schön schauen aus ihrem süßen Gesichtchen, wenn Sie da so munter vom Gangwechsel berichten.
"Und da vorne, da schalte ich dann in den Vierten und halten sie sich fest, wie ich dann galant gleitend über "R" mit dem fünften in die Kurve gehe".
"ehm ja", würde die sagen "ich möchte das nicht. überhaupt möchte ich hier aussteigen. Sofort! Ich habe auch kein "Gesichtchen" und jetzt her mit der Kohle und dem i-Phone!"
Hätte ich mich mal nicht so verliebt auf mein Getriebe konzentriert.
Dann wüsste ich zumindest, dass Anhalterinnen keinen 3-Wochen-Bart in einem sonst weitgehend vermummten Gesicht tragen und auch überhaupt nicht berockt sind.
Eigentlich war ich aber auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt.
Mit dem Fahrrad!
Da hat man auch Ruhe vor Anhaltern. Zur Sicherheit habe ich den Gepäckträger abmontiert.
Sie sehen, heute fordert mein Konstrukt die volle Leistungsfähigkeit ihrer Auffassungsgabe.
Weihnachtsmärkte bringen mich in einen Zwiespalt. Zwiespalt, höhö (- das ist ein Insider, der diese Zeilen nicht leichter lesbar macht).
Ich bin kein typischer Weihnachtsmarktbesucher - ich freue mich, wenn sie beginnen sollen, gehe nicht hin, wenn sie begonnen haben und wenn die Begonnen-Phase abgeschlossen ist, sprich, alle Buden abgebaut, beginne ich mit der Planung selbigen Procederes für das nächste Jahr.
Dieses Jahr war ich nun aber schon dort. Mit dem Fahrrad halt.
Habe mich selbst dorthin getrieben "komm schon, du kleiner dicker....äh du Mann von Format!...besser so!"
Bedanke mich bei den Menschen, die in "in eigener Sache" noch vorkommen sollen, aber psst!
Die Buden stehen schön aufgereiht, eine Perlenkette aus Holz, vielleicht etwas unbequem zu tragen mit den ganzen Kanten, heißen Friteusen und 30 Kilometern Lichterkettengedöns.
Nee, duftet auch schön nach Holzofen und irgendwas mit Fett und süß.
Zu Recht befinde ich mich auf einem der beliebtesten Weihnachtsmärkte der Region, in einer Stadt, die bei der Geburt mit einem Dorf verwechselt wurde.
Man munkelt, der Stadtstatus wäre irgendwie auch erst kurzfristig erreicht worden, als so ein verrückter Kerl zugezogen ist. Soll so ein Tamponfetischist sein.
Komische Leute hier!
Naja, war aber auch klar, dass das Einwohnermeldeamt wieder spart und es kein Feuerwerk gibt, wie im Supermarkt beim Einmillionsten Kunden.
"Sie haben so viele Tampons gewonnen, wie sie tragen können!"
Hurra...ich "bin ein Mann....im Internet nenne ich mich gelegentlich sogar Mann im Meer...also eindeutig Kerl..mit Zipfel. Also mit Zipfel auch und gerade ohne Tampon, verstehen sie?!"
Und vom Gegenüber nun energischer "sie haben so viele Tampons gewonnen, wie sie tragen können!"
Für nächstes Mal bin ich auf jeden Fall gewappnet. Nenne mich dann lieber "Mann im roten Meer", das wird dann auch den kleinen Filzstöpseln gerecht.
Weihnachtsbaumschmuck wird dieses Jahr auch alternativ ausfallen...
Ich kann nämlich leider viel tragen. Sehr viel.
Und ich bin wieder zuhause. "Mensch, schöne Sause war das",
denke ich so bei mir.
So schnell und reibungslos...gar keine Menschenmassen und schleichende Ommas in Viererkette, die bei solchen Gelegenheiten sonst lustig im ersten Gang vor einem tippeln, um beim nächsten Bastelbüdchen in seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesene Ekstase zu verfallen. "Ex-tase" möchte man beinahe sagen.
Nein, dieses Jahr war Weihnachtsmarkt schick.
Ich war schon da, morgen beginnt er. Hätte auch nicht gedacht, dass das alles schon duftet und leuchtet, wenn man nen Tag vorher da durchprescht, aber vermutlich müssen die irgendwie üben.
Also noch 3 Tage Zeit, sich wieder ins alljährliche Procedere meiner Gedanken zu begeben.
Habe nämlich festgestellt, dass die bei Amazon keine gebrannten Mandeln verticken.
Das ist irgendwie Mist.
Es wird also dringend Zeit fürs Web 3.0, sowas wie das Geruchsfernsehen, was ja auch noch nie erfunden, aber schon seit Generationen angehimmelt wird - wenn das kommt, verspreche ich auch hoch und heilig beim großen Würstchenbudenverkäufer, dass ich mein Layout dann auch von dieser Web 1.0-Optik auf ein anderes Level hieve. Oder hieven lasse. Meine Designerin arbeitet jedenfalls schon daran.
Hier kommt die eigene Sache wieder ins Spiel.
Ich wollte heute ganz ernst bleiben und mich bei Menschen bedanken!
Menschen, die an mich glauben, obwohl ich doch nichts gemacht habe.
Menschen, die an mich glauben, obwohl sie nicht die Menschen sind, von denen ich dachte, sie würden an mich glauben, es aber nicht tun.
Heute klappt das nicht so sentimental, wie ich's von mir gewohnt bin, aber Ihr wisst schon Bescheid. Du..und Du..und vielleicht auch Du.
Die Gangschaltung glüht - nächstes Mal fahre ich wieder Automatik
und Ihre Auffassungsgabe hat nun Feierabend.
Selbstverständlich nur, sollten Sie bis zum Ende durchgehalten haben!
Frostigst,
Ihr/Euer/Dein
MiM
Montag, 1. Dezember 2014
Vom Weinen
Ich kannte Felix drei Wochen.
Jetzt am Wochenende beim Staubsaugen hatte ich plötzlich sein Bild wieder vor Augen.
Und nein, mein Staubsauger ist ein völlig namenloses saugendes Ding - ich bin nicht so einer, der alles und jedem einen Schnullibulli-Namen geben muss.
Kürzlich klingelte es noch an der Tür und so ein Männchen im mehr oder weniger angemessen sitzenden Anzug (nun, bei Männern achte ich nicht so auf Details, ich bitte um Nachsicht, wenn die Beschreibung nun mager ausfällt) wollte mir SEINEN Staubsauger vorstellen.
An der Haustür..."lustich", dachte ich.
Das wäre der "Kobold" - er hatte den Namen sogar in goldender Schrift auf den funkelnden Plastik-Torso des armen Haushaltsgerätes prägen lassen.
"Hol mich hier raus"...wisperte mir der "Kobold" zu, während er an den hageren Händen des gerade um Seriösität und Freundlichkeit bedachten Männchens baumelte.
Mein Blick machte eine Dreiecksbewegung...Kobold, Männchengesicht, Männchenfüße.
Die Füße waren besonders wichtig. Ich mag ja Füße nicht im Speziellen, aber diese beiden standen so herrlich vernünftig vor und nicht in der Tür, dass ich mit einem freundlich und zugleich majestätischen Krawumm die Haustür ins Schloss ballern ließ.
"Ich habe auch noch den Tiger im Auto!" schallte es verwirrt dumpf durch die eigentlich doch sehr massive Aluminium-Glas-Konstruktion.
"Psychopathen" dachte ich..."überall!"...
und Notiz für mich: beim nächsten Mal dann Dreifachverglasung auch im Haustürelement bittesehr.
Nachbarn munkeln, Oma Else von nebenan hätte zu diesem Zeitpunkt entgeistert beim ZDF angerufen.
"Seit wann die denn in der beliebten Nachmittagskochsendung so Explosionen wie in "diesen holliwutt" (Anmkg. der Redaktion: Hollywood) einbauen"...
Unverantwortlich!
Beim nächsten Psychopathenbesuch muss ich mich also noch mehr anstrengen und zusammen mit der 3-fach Sicherheitsverriegelung zu Höchstform auflaufen, damit das echte 5.0er-Erdbeben-Feeling auch nebenan ankommt.
Nur Ton kann ja jeder!
Aber ich schweife ab.
Ich kannte Felix drei Wochen lang.
Felix wurde ja auch nur drei Wochen alt.
Drei Wochen, in denen wir uns Gegenseitig unser Bestes gegeben haben:
Er, indem er einfach da war.
Ich, indem ich ihn versuchte zu wärmen, zu füttern, innerlich und äusserlich für ihn da zu sein, den ambitionierten Papa in mir weckte und immer mit mindestens einem Auge bei ihm war.
Dafür gab er mir zwei Augen zurück...oder besser gesagt: einen Blick aus ebensolchen, der dem Kleinen auch seinen Namen einbrachte:
"Der Glückliche"....Felix war klein, sehr klein, schwach, mit dünnem Fell, welches eine weiß-braune oder schwarze Fleckentarnung erahnen ließ. Aber seine Augen konnten sprechen.
Mutter Natur sortiert solche Zeitgenossen für gewöhnlich aus; das blieb auch ihm nicht erspart.
Aber Felix "wollte"....ich habe schon lange kein Lebewesen mehr so direkt erlebt, das einfach nur "wollte". Leben.
Und warum mir das beim Staubsaugen einfällt, weiß ich nun selber nicht.
Aber ich bin dankbar
Felix hat mir die Tränen zurückgebracht, die ich mehr als ein Jahrzehnt nicht weinen konnte.
Ich bin wohl ziemlich sensibel...und ein sentimentaler Typ, aber ich konnte einfach nicht mehr weinen. Muss es mir wohl irgendwann verboten haben. Spooky.
Was die kleine Fellnase mit dem traurig-gutmütigen Blick in drei Wochen geschafft hat, das habe ich jahrelang nicht hinbekommen.
Danke, kleiner Felix, auch wenn wir im Frühjahr nicht zusammen durch den Garten hopsen (nun, ich gebe zu, das würde bei mir auch wesentlich weniger ausgeklügelt wirken), werde ich an Dich denken, wenn es draussen anfängt zu blühen, wenn der Sommer mit den langen lauen Abenden kommt und wenn es wieder Herbst wird und Dein 1. Geburtstag naht.
Wegen Dir rollen mir jetzt Tränen über die Wangen und das ist cool.
Es tut gut, zu leben und Leben zu spüren.
Das hat wohl viele Facetten - findet auch der Kobold, der jetzt bei Omma Else wohnen soll.
Habe sie kürzlich noch getroffen und das mit der Explosion mal geklärt.
So von Mann zu Omma.
Der Kobold schnorchelte vergnügt durch ihren Türspalt, endlich aus den Fängen des Psychopathen befreit.
"Hat mich auch nur achthunderdreiundvierzich Mark gekostet, der Lümmel", sagt Oma Else...
"dann wollte mir der noch erzählen, da wäre ein Tiger im Auto, der hätte auch nen Rüssel....aber nicht mit mir, hömma!"..
"Richtig so, Oma!", denke ich - und wenn der nochmal wiederkommt, zeige ich Dir, wie man Explosionen macht. Ohne ZDF.
Danach können wir dann auch zusammen ne Träne verdrücken - aus Freude am Beömmeln zum Beispiel.
Auch da macht Weinen nämlich Spaß.
Herzlichst,
Ihr MiM
Jetzt am Wochenende beim Staubsaugen hatte ich plötzlich sein Bild wieder vor Augen.
Und nein, mein Staubsauger ist ein völlig namenloses saugendes Ding - ich bin nicht so einer, der alles und jedem einen Schnullibulli-Namen geben muss.
Kürzlich klingelte es noch an der Tür und so ein Männchen im mehr oder weniger angemessen sitzenden Anzug (nun, bei Männern achte ich nicht so auf Details, ich bitte um Nachsicht, wenn die Beschreibung nun mager ausfällt) wollte mir SEINEN Staubsauger vorstellen.
An der Haustür..."lustich", dachte ich.
Das wäre der "Kobold" - er hatte den Namen sogar in goldender Schrift auf den funkelnden Plastik-Torso des armen Haushaltsgerätes prägen lassen.
"Hol mich hier raus"...wisperte mir der "Kobold" zu, während er an den hageren Händen des gerade um Seriösität und Freundlichkeit bedachten Männchens baumelte.
Mein Blick machte eine Dreiecksbewegung...Kobold, Männchengesicht, Männchenfüße.
Die Füße waren besonders wichtig. Ich mag ja Füße nicht im Speziellen, aber diese beiden standen so herrlich vernünftig vor und nicht in der Tür, dass ich mit einem freundlich und zugleich majestätischen Krawumm die Haustür ins Schloss ballern ließ.
"Ich habe auch noch den Tiger im Auto!" schallte es verwirrt dumpf durch die eigentlich doch sehr massive Aluminium-Glas-Konstruktion.
"Psychopathen" dachte ich..."überall!"...
und Notiz für mich: beim nächsten Mal dann Dreifachverglasung auch im Haustürelement bittesehr.
Nachbarn munkeln, Oma Else von nebenan hätte zu diesem Zeitpunkt entgeistert beim ZDF angerufen.
"Seit wann die denn in der beliebten Nachmittagskochsendung so Explosionen wie in "diesen holliwutt" (Anmkg. der Redaktion: Hollywood) einbauen"...
Unverantwortlich!
Beim nächsten Psychopathenbesuch muss ich mich also noch mehr anstrengen und zusammen mit der 3-fach Sicherheitsverriegelung zu Höchstform auflaufen, damit das echte 5.0er-Erdbeben-Feeling auch nebenan ankommt.
Nur Ton kann ja jeder!
Aber ich schweife ab.
Ich kannte Felix drei Wochen lang.
Felix wurde ja auch nur drei Wochen alt.
Drei Wochen, in denen wir uns Gegenseitig unser Bestes gegeben haben:
Er, indem er einfach da war.
Ich, indem ich ihn versuchte zu wärmen, zu füttern, innerlich und äusserlich für ihn da zu sein, den ambitionierten Papa in mir weckte und immer mit mindestens einem Auge bei ihm war.
Dafür gab er mir zwei Augen zurück...oder besser gesagt: einen Blick aus ebensolchen, der dem Kleinen auch seinen Namen einbrachte:
"Der Glückliche"....Felix war klein, sehr klein, schwach, mit dünnem Fell, welches eine weiß-braune oder schwarze Fleckentarnung erahnen ließ. Aber seine Augen konnten sprechen.
Mutter Natur sortiert solche Zeitgenossen für gewöhnlich aus; das blieb auch ihm nicht erspart.
Aber Felix "wollte"....ich habe schon lange kein Lebewesen mehr so direkt erlebt, das einfach nur "wollte". Leben.
Und warum mir das beim Staubsaugen einfällt, weiß ich nun selber nicht.
Aber ich bin dankbar
- für die Erinnerungen an seine ersten kräftigen Nuckelversuche an der zuvor so unbeholfen von mir angefertigten Aufzuchtflasche (hey! Du hast 2 Milliliter Milchersatz gesoffen - gib five, Alter!)
- für die Buddy-Momente im Stau der letzten Sommerhitze auf den Wegen zum Tierarzt
- für das Spüren der "ich will leben!"-Krallen auf meinen nackten Unterarmen
- für die Tränen, die ich zum Abschied geweint.
Felix hat mir die Tränen zurückgebracht, die ich mehr als ein Jahrzehnt nicht weinen konnte.
Ich bin wohl ziemlich sensibel...und ein sentimentaler Typ, aber ich konnte einfach nicht mehr weinen. Muss es mir wohl irgendwann verboten haben. Spooky.
Was die kleine Fellnase mit dem traurig-gutmütigen Blick in drei Wochen geschafft hat, das habe ich jahrelang nicht hinbekommen.
Danke, kleiner Felix, auch wenn wir im Frühjahr nicht zusammen durch den Garten hopsen (nun, ich gebe zu, das würde bei mir auch wesentlich weniger ausgeklügelt wirken), werde ich an Dich denken, wenn es draussen anfängt zu blühen, wenn der Sommer mit den langen lauen Abenden kommt und wenn es wieder Herbst wird und Dein 1. Geburtstag naht.
Wegen Dir rollen mir jetzt Tränen über die Wangen und das ist cool.
Es tut gut, zu leben und Leben zu spüren.
Das hat wohl viele Facetten - findet auch der Kobold, der jetzt bei Omma Else wohnen soll.
Habe sie kürzlich noch getroffen und das mit der Explosion mal geklärt.
So von Mann zu Omma.
Der Kobold schnorchelte vergnügt durch ihren Türspalt, endlich aus den Fängen des Psychopathen befreit.
"Hat mich auch nur achthunderdreiundvierzich Mark gekostet, der Lümmel", sagt Oma Else...
"dann wollte mir der noch erzählen, da wäre ein Tiger im Auto, der hätte auch nen Rüssel....aber nicht mit mir, hömma!"..
"Richtig so, Oma!", denke ich - und wenn der nochmal wiederkommt, zeige ich Dir, wie man Explosionen macht. Ohne ZDF.
Danach können wir dann auch zusammen ne Träne verdrücken - aus Freude am Beömmeln zum Beispiel.
Auch da macht Weinen nämlich Spaß.
Herzlichst,
Ihr MiM
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